Ich höre wirklich oft die Frage „Waaaas? Du bist mit dem Fahrrad HIER?!“ Selbst von Leuten, die mich gut kennen, die wissen, dass ich fast immer mit dem Fahrrad „HIER“ bin. Für die ist zwar normal, dass ich gerne Fahrrad fahre, aber doch nicht „HIER“her – zu diesem Termin, dieser Party, dieser Uhrzeit, in dieser Entfernung. Ich glaube, man versteht das nur, wenn man auch „addicted“ ist – ich tue das nicht, weil ich das muss. Oder, auf irgendeine Art „muss“ ich das schon, aber es sind nicht ethische, gesundheitliche, soziale, finanzielle (etc. etc.) Gründe, die mich das „müssen“ lassen – auch wenn Fahrradfahren ethisch, gesundheitlich, sozial, finanziell (etc. etc.) natürlich ne wirklich feine Sache ist. Ich muss das, weil ich nur so meinem riesigen Kindskopf mein Erwachsenenleben schmackhaft machen kann.
Für Menschen, die nicht so gestrickt sind, ist der Weg das Lästige zwischen den Stationen. Für mich sind die Wege im Zweifelsfall das Spaßige zwischen den lästigen Stationen (o. k., bei dem Beispiel mit der Party stimmt das mit der lästigen Station jetzt nicht so ganz). Oft fühle ich mich, als müsste ich den ganzen Tag so tun, als sei ich erwachsen (rein zahlenmäßig bin ich’s schon ne ganze Weile …). Selbst die Fahrradstrecken zum Selbsttransport sind dann die Go-Kart-Pausen, in denen ich Spielen gehen darf. Von den reinen Selbstzweck-Strecken ganz zu schweigen …
Und wenn mir nicht gerade zu viele Autofahrer ans Leben wollen, ist es auch genau das: Spielen gehen. Heute einfach schnell. Go! Heute einfach schön (fließend, perfekt schaltend, Ampel als Steher). Go! Heute eine absurde Wegstrecke. Go! Heute mit Absicht die größte Steigung. Go! Heute ein Rennen (Ihr wisst schon, ein/e andere/r RadfahrerIn, die/der zufällig den größten Teil der Strecke mit Euch teil, man tut so, als nähme man sich kaum war, grinst aber, wenn der Weg sich dann doch noch teilt – manchmal tief dankbar, weil man hinter der Gabelung endlich in Frieden das Sauerstoffzelt aufschlagen kann – aber bloß nix anmerken lassen ;)).
Die Stadt sieht auf dem Rad anders aus. Die Natur sowieso. Spät nachts mit dem Rad heimfahren ist wunderschön.
Ich bin mit dem Fahrrad hier.